Die Ross Thomas Romane mit den hartgesottenen Kneipiers Padillo und McCorkle sind Agentenstories, die sich in einem internationalen Geheimdienstmilieu abspielen, das dem von James Bond nicht unähnlich ist. Sie vermitteln aber einen wesentlich realitätsnäheren Eindruck. Speziell die Bond-Filme weisen ja stark märchenhafte Züge auf, bei Ross Thomas hat man das unangenehme Gefühl, es könnte sich tatsächlich so abspielen in der hässlichen Welt der Spione.
Seine Protagonisten sind zähe, schlaue, mehrsprachige und mit allen Wassern gewaschene Männer und Frauen, die auch in den haarigsten Momenten cool bleiben – lange bevor dieses Zauberwörtchen im deutschsprachigen Raum zum Fetisch wurde.
Ross Thomas Stil ist lakonisch, humorvoll, weitgehend schnörkelfrei. Die guten Amerikaner beherrschen das. Sie wollen dir nicht die Welt und Gut und Böse erklären, sie schreiben einfach spannende Geschichten darüber.
‚Kälter als der kalte Krieg‘, ‚Gelbe Schatten‘, ‚Die Backup-Männer‘ und ‚Dämmerung in Mac’s Place‘ erfüllen diesen Anspruch souverän.
Anmerkung am Rand: Amüsant auffallend zeigt sich so nebenbei die Verbotsmentalität, die sich seit den 1960-er, 70-er und 80-er-Jahren im gesellschaftlichen Mainstream gebildet hat. Geraucht wird in den Thomas-Romanen überall, keiner denkt daran, Fluggäste auf Waffen zu kontrollieren, Promille am Steuer machen niemandem Kopfzerbrechen … Alles sehr böse natürlich.
Ich schätze, die unterschiedliche Wahrnehmung dieser spezifischen Gefahren hängt stark mit der Einschätzung zusammen, wie groß oder klein die allgemeine politische und persönliche Gefahrenlage ist. Kriegsgenerationen legen da offenbar andere Maßstäbe an.
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